Bier ist in der ganzen Welt verbreitet und beliebt. In Deutschland hat es eine sehr lange Tradition, viele Vorschriften haben maßgeblich zur Qualität und dem Geschmack beigetragen. Hierzu zählt auch das Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516, wonach ausschließlich Wasser, Hefe, Hopfen und Malz verwendet werden dürfen. Schließlich ist es zum liebsten Getränk der Deutschen geworden, das wir heute kennen und schätzen und das Reinheitsgebot hat weltweit Anerkennung erlangt. Der alljährliche Besucherandrang auf dem größten Volksfest der Welt, dem Oktoberfest in München, spricht für sich.
In der Antike
Das Ur-Bier ist schon einige tausend Jahre alt. Seine Geschichte hängt dabei ganz eng mit der des Brotes zusammen. Beide haben ihren Ursprung in der Zeit, als Menschen Acker bestellten und Getreide anbauten. Weil Gärungsprozesse im Altertum eher zufällig waren, wird angenommen, dass das Brot beziehungsweise der Teig unter Zugabe von Wasser als Grundlage bei der Bierherstellung diente. Das Sprichwort „Bier ist flüssig‘ Brot“ ist ja auch nicht zufällig entstanden. Wegen seines Geschmacks und der belebenden Wirkung fand es seine verdiente Verbreitung und trat seinen Siegeszug durch die Geschichte (und die Staaten) an.
Die ältesten bekannten Rezepte stammen dabei aus China und dem altmesopotamischen Raum im Orient. So enthalten sogar babylonische Gesetzestexte aus dem 18. Jahrhundert vor Christus (Codex Hammurapi) unter anderem Vorschriften zum Bierverkauf und zu Strafen bei Qualitätsverstößen. Schon damals waren in Babylonien 20 verschiedene Biersorten bekannt. Neben Babyloniern waren auch Ägypter, Griechen, Römer sowie Kelten und Germanen Biertrinker mit ihren eigenen Biersorten. Bei ihnen waren „Hopfen und Malz nicht verloren“.
Situation ab dem Mittelalter in Mitteleuropa – „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“
In Mitteleuropa nahmen sich irgendwann Klöster des Brauens an. Die Mönche untersuchten den Brauprozess, experimentierten mit Zutaten, forschten geradezu nach der perfekten Rezeptur. So wurde zum Beispiel Grut (eine Kräutermischung) durch Hopfen ersetzt, er sorgte nicht nur für den bitteren Geschmack, sondern erhöhte zudem die Haltbarkeit. Weil die Rezeptur bei Weitem noch nicht so einheitlich geregelt war, gab es ganz viele verschiedene Biersorten.
Nach und nach wurden jedoch die Rezepturen und Strafen bei Verstößen reguliert. So enthielt die Rechtsverordnung der Stadt Augsburg aus dem Jahre 1156 Strafen für Bierschenker, wenn sich diese nicht an die Qualitätsvorgaben hielten. In Weißensee in Thüringen gab bereits in 1434 einen Vorläufer des Reinheitsgebots: Die Verordnung „Statuta thaberna“ sah vor, dass bei der Bierherstellung nur Wasser, Hopfen und Malz eingesetzt wurden. In 1493 übernahm der Herzog von Bayern-Landshut diese Vorschrift für sein Herrschaftsgebiet.
Nach der Widervereinigung der Teilherzogtümer in Bayern wurde am 23. April 1516 die neue Landesordnung durch die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. erlassen. Nach dieser Ordnung gehörten in den Bierbrauprozess nur Gerste, Hopfen und Wasser. Damit galt das Reinheitsgebot in ganz Bayern. Dass bei all den Vorschriften Hefe nicht explizit genannt wird, dürfte daran liegen, dass die genauen Zusammenhänge damals noch nicht so klar waren.
Verschiedene Biersorten
Biersorten können hinsichtlich der Gärung in obergärige und untergärige Biere unterteilt werden. Die bei der Herstellung genutzten Hefearten verhalten sich unterschiedlich: Die obergärige Hefe schwimmt obenauf, die untergärige hingegen sinkt zu Boden. Daher kommt auch die jeweilige Bezeichnung.
Dies ist jedoch nicht der wesentliche Unterschied im Brauprozess. Das Brauen mit der untergärigen Hefe verläuft langsamer. Zudem ist eine Kühlung notwendig, weil diese Hefeart eine Umgebungstemperatur von 4-9°C benötigt; dafür ist die Wahrscheinlichkeit für etwaige Verunreinigungen geringer. Beispiele für untergärige Biere sind Export, Lager und Pils.
Für die obergärige Hefe wird hingegen eine höhere Temperatur gebraucht und die Anfälligkeit für Verunreinigungen ist höher, was früher durchaus hatte vorkommen können, bei der heutigen Professionalität der Bierbrauer aber unwahrscheinlich ist. Obergärige Biersorten sind zum Beispiel Altbier, Weißbier, Kölsch und Ale.
d‘Wiesn
Natürlich unterscheiden sich verschiedene Biersorten nicht nur durch den Herstellungsprozess, sondern auch durch den Geschmack und um den geht es uns Konsumenten ja schließlich. Auf der Wiesn, wie das Fest in Bayern auch genannt wird, gibt es das beste Bier, natürlich nach dem Reinheitsgebot gebraut. Zudem müssen die Biersorten auf dem Oktoberfest einen Stammwürzegehalt von mindestens 13,5 % aufweisen und das schmeckt man.
Das Fest wird seit 1810 jährlich auf der Theresienwiese in München veranstaltet. Es findet in der Zeit zwischen dem 15. September und dem ersten Oktobersonntag statt, somit kann auf dem Oktoberfest München 16-18 Tage lang gefeiert werden. Das Festbier darf dabei nur von sechs Münchner Brauereien gestellt werden.
Die Festzelte und die Festbiere
Um einen groben Überblick über die ausgeschenkten Biere und die Festzelte zu gewinnen, werden nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge die vertretenen Brauereien vorgestellt:
- Augustiner:
Das Oktoberfestbier aus der Augustiner-Brauerei ist süffig und kommt mit satten 6,3 % Alkoholgehalt daher. In den Genuss des Augustiner-Biers kommt man in der Augustiner-Festhalle und in dem Festzelt Fischer-Vroni. - Hacker-Pschorr:
Das Festbier von Hacker-Pschorr ist ein Märzenbier und hat einen Alkoholgehalt von rund 5,8 %. Ausgeschenkt wird es unter anderem in Hacker-Festzelt und Pschorr-Bräurosl. - Hofbräu:
Das untergärige, vollmundige Festbier des 1589 von Herzog Wilhelm V. gegründeten Brauhauses schmeckt geschmeidig-sanft mit einem leichten süßlichen Ausklang und ist in dem Hofbräu-Festzelt zu finden. - Löwenbräu:
In den Genuss des Festbieres von Löwebräu mit dem ausgeprägten Hopfengeschmack kommt man in dem Schützen-Festzelt und der Löwenbräu-Festhalle. - Paulaner:
Es ist das jüngste der sechs Oktoberfestbiere. Süffig, vollmundig, mit kräftigem Malz und einer Note Hopfen, das Festbier gibt es in folgenden Zelten: Armbrustschützenzelt, Winzerer Fähndl und Käfer’s Wies’n Schänke. - Spaten:
Die erste Maß auf dem Oktoberfest München wird alljährlich beim Faßanstich vom Münchner Oberbürgermeister im Schottenhammel-Festzelt gezapft, das Bier dafür kommt von der Spaten-Brauerei. Die erste Maß gebührt dabei dem Ministerpräsidenten von Bayern. Das bernsteinfarbene Festbier hat einen malzbetonten Geschmack und weist neben einer leichten Süße auch eine schwache bittere Hopfennote. Außer im Schotthammel wird es im Marstall und der Ochsenbraterei (Spatenbräu-Festhalle) ausgeschenkt.
Jedes Jahr kommen rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt auf das Oktoberfest München. Ausgelassene Stimmung, tolle Leute, Musik und natürlich das Oktoberfestbier zeichnen das größte Volksfest der Welt aus und sind wahrlich ein Magnet.