Schlendert man durch das Wiesngelände, so hat man das Gefühl, dass das alles nicht gerade umweltschonend ist: Fahrgeschäfte drehen sich und leuchten dabei zu Musik in bunten Farben, Bierkrüge werden gespült, Brathendl gegrillt. Ohne Strom, Wasser und Erdgas würde auf dem Oktoberfest überhaupt nichts laufen.
Kann so ein Exzess umweltschonend sein?
Hinter den Kulissen müssen die Wirte und Schausteller einen dicken Katalog mit Umweltmaßnahmen erfüllen. Durch ein durchdachtes Öko-Konzept ist das Oktoberfest so umweltfreundlich wie kaum eine andere Großveranstaltung. Bereits 1997 erhielt sie dafür sogar den „Umwelt-Oscar“ des Bundeswirtschaftsministeriums verliehen und bis heute hat sich nochmals Einiges zum Positiven entwickelt.
Wasser-Recycling für eine nachhaltige Wiesn
Bereits seit 1998 wird auf der Wiesn Wasser gespart: In sieben Festzelten wird das Nachspülwasser der Bierkrugspülmaschinen nicht in den Abwasserkanal geleitet, sondern für die Zelttoiletten verwendet. Dabei handelt es sich um die Zelte: Pschorr Bräurosl, Hacker Festzelt, Hofbräu Festzelt, Löwenbräu Festzelt, Marstall Festzelt, Schottenhamel Festhalle und Paulaner Festzelt und die Hühnerbratereien „Zum Stiftl“, „Poschner’s“ und „Goldener Hahn“ (Stand 2018).
Zudem müssen Betreiber, die einen Stand am Oktoberfest aufmachen möchten, einen 13-Punkte-Plan der Stadt vorstellen, der unter anderem auch Umweltfreundlichkeit umfasst. Da die Konkurrenz auf dem Festgelände groß ist, sind sie im Prinzip gezwungen einige Punkte zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz umzusetzen.
Wiesn als Stromfresser – Mit Ökostrom etwas bessergestellt
Das Oktoberfest bleibt ein Stromfresser. Drei Millionen kWh Strom werden jährlich benötigt – damit könnte man 1200 Münchner Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen.
Doch seit dem Jahr 2000 werden öffentliche Bereiche des Oktoberfestes mit Ökostrom betrieben und alle gastronomischen Betriebe beziehen mittlerweile Wiesn M-Ökogas. So können jährlich 1.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Zwei Wiesn-Wirte als Bio-Vorreiter: Hühner- und Entenbraterei Ammer und das Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn
Die Hühner- und Entenbraterei Ammer, seit 1885 auf der Wiesn, hat bereits im Jahr 2000 fast alle Speisen auf Bio umgestellt. Nur die Ente wurde noch nicht auf Bio umgestellt, da es laut dem Zeltbetreiber bisher noch keine optimalen Bio-Ersatz gibt.
Auch andere Maßnahmen wie etwa eine Solaranlage auf dem Dach, Bio-Hydrauliköl in den Gabelstaplern und Warmwasseraufbereitung in den Hendlöfen ergänzen das Nachhaltigkeits-Konzept des Zeltes.
Das Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn steht erst seit 2010. Für sie steht besonders Plastikvermeidung an erster Stelle. So versuchen sie auf Lieferanten zu setzen, die nicht jeden Salatkopf mit Plastik verpacken, sondern in beispielsweise wiederverwendbaren Kisten liefern. Zudem gibt’s auch ein Schmankerl für Veganer, denn sieben vegane Gerichte stehen auf der Speisekarte. Auch das Hendl gibt’s in Bio, schlägt jedoch mit 18,80 Euro zu Buche.
Senkung des Mülls um 90%
Durch das Verbot von Plastikgeschirr und Verbot von Dosen werden jedes Jahr ’nur‘ noch 1000 Tonnen Müll auf der Wiesn verursacht. Zusätzlich fallen noch 450 Tonnen Speisereste an wie Hendlknochen, Kartoffelsalat und Salatgarnitur. 1991 fielen noch 9000 Tonnen Müll an.
Wen es wundert, dass die Wiesn morgens immer so sauber ist: Dafür sorgen jede Nacht mindestens 30 fleißige Arbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) und der Straßenreinigung. Dabei muss der Müll vom Boden aufgesammelt werden, denn Mülleimer gibt es auf der Wiesn nicht. Denn diese wurden nach dem Oktoberfestattentat von 1980 abgeschafft, zudem ist es zeitsparender als jeden Abfallkorb einzeln auszuleeren.
Tipp für noch mehr Umweltschutz bei der Anreise aus dem Münchner Stadtgebiet: Einfach mal statt dem Taxi dreirädrige Rikschas nutzen und ins Oktoberfest fahren lassen. Teilweise werden die Fahrradtaxen nur mit der Muskelkraft des Fahrers betrieben. Während es Oktoberfestes sind ca. 200 Stück in ganz München unterwegs.
Auch für Umweltbewusste einen Besuch wert
Besuchen Sie doch das Oktoberfest und probieren Sie eines der bayerischen Schmankerl, eines der veganen Gerichte oder ein leckeres Bio-Hendl. Vergessen Sie dabei nicht einen Tisch auf dem Oktoberfest zu reservieren, um einen unvergesslichen Abend genießen zu können!